Schienbeinkopfbruch - Diagnostik und operative Therapie

Einführung in die Anatomie und Funktion des Schienbeins

Das Schienbein (Tibia) bildet zusammen mit der Kniescheibe (Patella) und dem Oberschenkelknochen (Femur) das Kniegelenk. Der Schienbeinkopf befindet sich dabei am oberen Ende des Schienbeins, dessen Gelenkflächen am Kniegelenk anliegen. Kommt es zum Bruch dieses Abschnitts, liegt ein Schienbeinkopfbruch (Tibiakopffraktur) vor.

Ursachen eines Schienbeinkopfbruch

Einem Bruch des Schienbeinkopfes geht häufig ein direkter Sturz auf das gestreckte Bein, manchmal auch nur aus geringer Höhe, z.B. beim Herunterspringen von einer Stufe, voraus. Ebenso ein beim Sport verursachter Sturz aus größerer Höhe auf das Kniegelenk hat oftmals eine Tibiakopffraktur zur Folge. Auch im Rahmen von Verkehrsunfällen, zum Beispiel beim Anprall der Kniescheibe am Armaturenbrett kann ein Schienbeinkopfbruch auftreten. Hinzu kommt bei älteren Patienten die Minderung der Knochenfestigkeit (Osteoporose), welche die dünnere Außenseite des Schienbeinkopfes besonders anfällig für Knochenbrüche macht.

Typische Beschwerden bei einem Schienbeinkopfbruch

Das Bein kann meistens nicht mehr belastet werden. Auch Instabilitätsgefühle können auftreten, wenn neben einer Tibiakopffraktur die Bänder des Kniegelenks mit verletzt sind.

Klassische Symptome bei einem Schienbeinkopfbruch sind außerdem:

  • starke Schmerzen
  • Blutergüsse
  • Schwellungen
  • Bänder-, Muskelfaser- und Sehnenrisse
  • Bewegungseinschränkungen
  • Nervenschädigungen

In seltenen Fällen ist ein Bruch des Schienbeinkopfes offen. Dies stellt einen Notfall dar, welcher sofort operiert werden muss, um einer Gelenkinfektion durch eindringende Bakterien vorzubeugen.

Diagnose eines Schienbeinkopfbruchs

Erste Hinweise auf einen Schienbeinkopfbruch sind Prellungen, Schwellungen und Wunden im Bereich des Kniegelenkes. Hinzu kommt eine genaue Untersuchung der Stabilität des Kniegelenkes, da Bänderrisse schwerwiegende Komplikationen darstellen und mit erfasst werden müssen. Außerdem wird untersucht, ob es zu Verletzungen von Nerven oder Blutgefäßen gekommen ist.

Bei Verdacht auf einen Bruch des Schienbeinkopfes werden nach der körperlichen Untersuchung Röntgenbilder in zwei Ebenen angefertigt. In den meisten Fällen wird anschließend eine Computertomografie (CT) zur exakten Beurteilung der knöchernen Verletzung und zur genauen Diagnostik der Bandverletzungen eine Kernspintomografie (MRT) erforderlich. 

Verschiedene Bruchformen eines Schienbeinkopfbruchs

Bei einer Tibiakopffraktur unterscheidet man verschiedene Bruchformen. Im Wesentlichen sind dies Brüche der Gelenkfläche, welche nur Teile oder den gesamten Schienbeinkopf betreffen.

Die möglichen Frakturtypen sind vielfältig und werden durch zusätzliche Bänderrisse im Kniegelenk noch weiter eingeteilt. Der überwiegende Teil der Brüche bringt eine Verletzung des Gelenkknorpels mit sich, welcher wiederhergestellt werden muss.

Die genaue Klassifizierung des Schienbeinkopfbruchs ist für die weitere Versorgung äußerst wichtig. Unterschieden in Anlehnung an das AO Manual wird in:

P1: Depressionsfraktur (Spaltbruch)

Der Schienbeinkopfbruch liegt meist an der Knie-Außenseite vor und kennzeichnet sich durch einen einfachen Spalt an der Gelenkfläche aus. Dabei sind die einzelnen Bruchsegmente verschoben und in der Folge inkongruent (Deckungsungleich).

P2: Impressionsfraktur (Eindrückungsbruch)

Der Schienbeinkopfbruch liegt meist an der Knie-Außenseite vor. Die einzelnen Bruchsegmente sorgen für Impressionen (Eindrückungen) an den Gelenkflächen (Kondylen).

P3: Impressions-Depressions-Fraktur (Spalt-Impressions-Bruch)

Diese Bruchform ist häufig anzutreffen und ist eine kombinierte Spalt-Impressionsfraktur. Der Schienbeinkopfbruch weist neben einem Spalt, eine Impression der Gelenkfläche auf.

P4: bikondyläre Tibiakopffraktur

Die bikondyläre Tibiakopffraktur stellt den schwersten Frakturtyp dar, da beide Gelenkköpfe einen Bruch aufweisen. Oftmals gehen Begleitverletzungen der Bänder, des Meniskus sowie der Knorpelschichten mit dem Schienbeinkopfbruch einher.

Therapie eines Schienbeinkopfbruchs

Die Therapie des Schienbeinkopfbruchs hängt entscheidend von der Bruchform ab. Mögliche Begleitverletzungen an Bändern und Knorpel müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Des Weiteren wird bei der Therapiefindung natürlich der aktuelle Gesundheitszustand des Patienten, das Alter und dessen berufliche und sportliche Aktivität in die Entscheidungsfindung mit einbezogen.  

Bei einem Schienbeinkopfbruch wird heutzutage eine operative Therapie bevorzugt, um eine zügige Mobilisation wiederherzustellen und mehrwöchige Schienenanlage zu vermeiden. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, den Schienbeinkopfbruch auch konservativ zu behandeln. 

Schienbeinkopfbruch: Konservative Therapie

Eine konservative Therapie ist bei unverschobenen Brüchen möglich. Liegen bei Patienten Begleiterkrankungen vor oder die Narkose ist aufgrund des Alters eine zu große Belastung, wird ein Schienbeinkopfbruch ebenfalls konservativ behandelt.

Die konservative Therapie bei einem Bruch des Schienbeinkopfes ist sehr langwierig. Zunächst wird das Bein für ca. vier Wochen eingegipst, damit die Knochenfragmente in ihrer angestammten Position zusammenwachsen. Im Anschluss ist eine Schienenanlage und Entlastung an Unterarmgehstützen von ca. acht Wochen notwendig. Ergänzt wird die Therapie durch Krankengymnastik und Thromboseschutz. 

Tibiakopffraktur: Operative Therapie

Alle anderen Fälle einer Tibiakopffraktur werden operativ therapiert. Für die operative Versorgung stehen dem Chirurgen verschiedene Stabilisationsverfahren mit Platten und Schrauben zur Verfügung. Spaltbrüche werden verschraubt. Impressionsfrakturen werden mit körpereigenem Knochenmaterial aufgefüllt. 

Eine stufenfreie Wiederherstellung der knorpeligen Gelenkfläche zur Vermeidung einer Arthrose muss so exakt wie möglich gewährleistet sein. Dies macht mitunter ein offenes Verfahren bei Trümmerbrüchen notwendig. Kleinere, unverschobene Brüche werden minimalinvasiv und gewebeschonend stabilisiert.

Oberstes Ziel einer Schienbeinkopfbruch OP ist die Korrektur von Achs- und Rotationsverschiebungen und die Rekonstruktion brüchiger Knochensegmente. Dadurch lassen sich Folgeschäden wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verhindern.

ARCUS Spezialisten für Schienbeinkopfbrüche

Die ARCUS Kliniken stehen für langjährige Erfahrung und nehmen deutschlandweit eine führende Rolle in der Unfallchirurgie ein. Unsere Ärzte erzielen bei Schienbeinkopfbrüchen sehr gute Therapieergebnisse. Einen Schienbeinkopfbruch versuchen unsere Spezialisten so weit wie möglich minimalinvasiv zu versorgen. 

Bei Ihnen liegt ein Bruch des Schienbeinkopfes vor? Sie möchten sich eine Zweitmeinung einholen oder sich über die Behandlungsmethoden in den ARCUS Kliniken informieren? Dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf. Wir werden uns schnellstmöglich bei Ihnen melden.