Der Begriff Hüftarthrose (Coxarthrose) schließt alle degenerativen Erkrankungen im Bereich des Hüftgelenkes ein. Im gesunden Gelenkknorpel finden kontinuierliche Umbau-Prozesse statt, welche sowohl für einen Abbau geschädigter Substanzen sorgen, als auch für eine Erneuerung der Knorpelsubstanz. Gerät dieses Gleichgewicht aus der Waage, wie bei einer Hüftarthrose, kommt es zu einem schnelleren Knorpelabbau als dem notwendigen Aufbau.
Die Ursachen für die Entstehung der Hüftarthrose sind vielfältig. Allen ursächlichen Erkrankungen gemein ist die zunehmende Abnutzung und Zerstörung des Gelenkknorpels, die letztlich auch weitere Gelenkstrukturen wie Gelenkkapsel, Knochen und die zugehörige Muskulatur schädigt. So führt die anfängliche Abnutzung des Knorpels häufig zu entzündlichen Begleiterscheinungen und schlussendlich potentiell zur ausgeprägten Schädigung des Hüftgelenks. Die Knorpelschicht welche dem Knochen als Schutz dient, wird durch zunehmende Reibung und vermehrte Druckbelastung langfristig dünner. Diese allmähliche Abnutzung der schützenden Knorpelschicht zwischen dem Hüftkopf und der Hüftpfanne, führt zu einer zunehmenden Belastung des Knochens. Dies kann zu unterschiedlich ausgeprägten Symptomen wie Schmerzen in der Hüfte und im Leistenbereich als auch einer Bewegungseinschränkung des Gelenks führen.
Im Anfangsstadium einer Hüftarthrose können physiotherapeutische Behandlungen und Bewegung sowie schmerzlindernde, entzündungshemmende Medikamente ausreichend sein um das Wohlbefinden des Patienten zu erhalten und das Leiden zu lindern. Bei einer fortgeschrittenen Hüftarthrose wird das Leiden des Patienten stärker und die Einschränkung im Alltag einschneidender. In solchen Fällen kann eine operative Behandlung, nach ausführlicher Untersuchung und Indikation durch einen Orthopäden, Linderung verschaffen.
Symptome bei Hüftarthrose (Coxarthrose)
Die Hüftarthrose stellt eine chronisch verlaufende Gelenkerkrankung dar, die sich zumeist über mehrere Jahre entwickelt und maßgeblich die Lebensqualität des betroffenen Patienten beeinflussen kann. Durch den zunehmenden Verschleiß des Gelenkes schmerzt es stark beim Gehen und im Laufe der Zeit bauen die Muskeln durch verminderte Bewegung ab. Dabei gibt es aber auch Phasen mit akuten Schmerzen in der Hüfte, dieses nennt man aktivierte Coxarthrose.
Wo sind die Schmerzen bei einer Coxarthrose und was ist die Symptomatik ?
Bei fortschreitender Coxarthrose kann es zu folgender Symptomatik kommen:
- Belastungs- und Ruheschmerz Leiste, Gesäß, Oberschenkel, Beine
- Anlaufschmerz und Morgensteifigkeit
- Bewegungseinschränkung
- Einschränkung der Gehstrecke
- Gangstörung (Hinken)
- Gelenkentzündungen (aktivierte Arthrose)
- Muskelschwäche
- Schonhaltung (evtl. sogar Fehlstellungen)
- Gelenkschwellungen
Ursachen für eine Hüftarthrose (Coxarthrose) - wer ist betroffen?
Durch eine verbesserte Lebenserwartung nimmt die Anzahl der Patienten mit einem Hüftgelenksverschleiß stetig zu. Im Alter von 65-75 leiden ca. 2% der Bevölkerung an einer Hüftgelenksarthrose. Aber auch im jungen Alter kann es schon zur Entwicklung einer Hüftarthrose kommen. Häufig betrifft die Arthrose beide Seiten des Hüftgelenkes. Die Hüft- bzw. Coxarthrose stellt die häufigste Ursache einer Hüftgelenkserkrankung dar, nämlich den Knorpelverschleiß.
Bei den Ursachen für eine Coxarthrose unterscheiden wir drei Gruppen:
- Mechanische Hüftaufbaustörungen (z.B. Hüftdysplasie, Impingement)
- Durchblutungsstörungen (z.B. Hüftkopfnekrose, Morbus Perthes)
- Entzündliche Erkrankungen (z.B. chronische Arthritis)
Die mechanischen Gründe für eine Arthrose des Hüftgelenks sind mit mehr als 75% am häufigsten. Es hat sich herausgestellt, dass es durch eine Aufbaustörung der Hüfte zu einem Konflikt des Schenkelhalses mit dem Pfannenrand kommen kann. Der Hüftkopf sitzt dabei nicht zentral auf dem Schenkelhals, sondern ist leicht verschoben. Beim Beugen und Drehen der Hüfte kommt es zum Anstoßen (Impingement) des Schenkelhalses am vorderen Pfannenrand, dabei wird als erstes die Hüftgelenkslippe (Labrum) geschädigt. Das Labrum, welches auch als „Meniskus der Hüfte“ bezeichnet wird, ist mit dem Pfannenknorpel verwachsen, so dass dieser im weiteren Verlauf geschädigt wird. Dieser Pfannenrandschaden ist dann der Beginn der Hüftgelenksarthrose. Wird dieser Konflikt nicht behoben, so wird sich eine manifeste Hüftgelenksarthrose frühzeitig entwickeln. Da die Gelenklippe mit Schmerzfasern versorgt wird, kommt es bereits im frühen Stadium zu Beschwerden wie beispielsweise Leistenschmerzen.
Risikofaktoren die eine Hüftarthrose (Coxarthrose) begünstigen können
Übergewicht (Adipositas):
Sofern bereits eine Arthrose im Hüftgelenk vorliegt, wirkt das Übergewicht in der Regel Schmerz verstärkend. Ein übermäßiges Körpergewicht wirkt verschlimmernd da die Gelenke einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt sind. Es stellt allerdings keine Ursache dar und ist somit nicht alleinig Arthrose erzeugend.
Mechanische Fehlbelastung:
Ein weiterer Faktor der das Risiko an einer Hüftarthrose zu erkranken erhöhen kann ist eine mechanische Fehlbelastung. Diese kann zum Beispiel in Folge einer Aufbaustörung der Hüftpfanne oder des Schenkelhalses vorkommen (Femoro-acetabuläres Impingement (FAI) oder Hüftdysplasie). Es kann z.B. ein ungünstiger Schenkelhalswinkel (Coxa valga antetorta) entstehen.
Genetische Einflüsse:
Besteht eine familiäre Häufung von Hüftarthrose durch vererbte Aufbaustörungen und verminderte Knorpelqualität kann das Risiko der Nachkommen erhöht sein.
Häufigkeit einer Hüftarthrose (Coxarthrose)
In den Industrienationen zählt die Hüftarthrose zusammen mit weiteren Verschleißerkrankungen anderer mechanisch-belasteter Gelenke (z.B. Knie) zu einer der häufigsten Alterserkrankungen. Die Prävalenz eines Gelenkverschleißes ist durch die erhöhte Lebenserwartung steigend. Abnutzungserscheinungen des Hüftgelenks nehmen mit zunehmendem Lebensalter zu. Schätzungsweise 10-15 % der europäischen Bevölkerung weißt in höherem Lebensalter Zeichen einer Coxarthrose auf, jedoch verursachen nicht alle diese Verschleißerkrankungen auch entsprechende Beschwerden.
Diagnose der Hüftarthrose (Coxarthrose)
Die Diagnose der Hüftarthrose lässt sich durch die typische Anamnese, Untersuchung und anhand eines normalen Röntgenbildes stellen, wobei die Verschmälerung des Gelenkspaltes zwischen Hüft- und Oberschenkelknochen als indirektes Zeichen des Knorpelverlustes meistens deutlich zu erkennen ist. Zur genauen Beurteilung des Labrums und des Knorpels wird eine Kernspintomographie angefertigt. Im fortgeschrittenen Stadium der Coxarthrose werden dann Kugel und Pfanne teilweise zerstört und passen nicht mehr optimal ineinander.
Therapie der Hüftarthrose (Coxarthrose)
Das Fortschreiten einer Arthrose ist sehr variabel und von individuellen Faktoren abhängig. Durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse wissen wir heute mehr über die Entstehung der Hüftarthrose und haben neue Therapiekonzepte (z.B. die Hüftarthroskopie) entwickelt. Es ist deshalb sehr wichtig, dass man frühzeitig eine präarthrotische Deformität (z.B. Aufbaustörung der Hüfte) erkennt und eine entsprechende Behandlung einleitet. Damit kann im besten Fall die Hüftarthrose verhindert oder in ihrem Verlauf verlangsamt werden.
Konservative Maßnahmen zur Verlangsamung des Krankheitsbildes
- Physiotherapie
- Gut dosiertes Muskeltraining
- Gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen und Nordic Walking
- Bandagen; Gelenkwickel
Konservative Behandlung einer Hüftarthrose (Coxarthrose)
Da die meisten Hüfterkrankungen keine lebensbedrohlichen Erkrankungen darstellen, können sie nach klinisch und radiologisch gesicherter Diagnose zumeist zunächst konservativ behandelt werden. Bei erstmalig aufgetretenen Beschwerden sollte bei gesicherter Diagnose der Hüftarthrose (Coxarthrose) zumindest eine konservative Behandlung über 3 Monate erfolgen. Dabei kann durch konservative Maßnahmen der Krankheitsverlauf der Hüftarthrose verlangsamt und die Beschwerdesymptomatik beeinflusst werden. Die Grunderkrankung "Coxarthrose" kann jedoch auf diese Weise nicht geheilt werden, da Knorpelschädigungen im fortgeschrittenen Stadium irreversibel sind.
Folgende Behandlungskonzepte stehen im Rahmen der konservativen Therapie bei Hüftarthrose unter anderem zur Verfügung:
1. Akut Therapie im Rahmen der konservativen Therapie bei Hüftarthrose
2. Physiotherapie als gelenkerhaltende Behandlung bei Hüftarthrose
3. Medikamente im Rahmen der konservativen Behandlung bei Hüftarthrose
1. Akut-Therapien im Rahmen der konservativen Therapie bei Hüftarthrose
Im Umfeld der Arthrose-Krankheit hat die Akut-Therapie als gelenkerhaltende Behandlung bei Coxarthrose die Aufgabe, die teilweise sehr schweren Beschwerden einer aktivierten Arthrose zu behandeln. Vorrangig geht es bei der Akut-Therapie im Rahmen der konservativen Therapie bei Hüftarthrose um die Bekämpfung der Entzündung im Hüftgelenk, die Schmerzlinderung und die Wiedererlangung der Beweglichkeit.
Maßnahmen der konservativen Therapie bei Hüftarthrose sind hierbei u.a.:
- Bandagen
- Gelenkpunktion
- Hausmittel wie z.B. Gelenkwickel
- Hochlagern zur Entlastung
- Kortison-Injektion
- Schmerztherapie mit Antirheumatika (z.B. Voltaren oder Ibuprofen)
- Triggerpunkttherapie bei verspannten Muskeln
2. Physiotherapie als gelenkerhaltende Behandlung bei Hüftarthrose
Durch eine gezielte physiotherapeutische Übungsbehandlung kann der zunehmenden Bewegungseinschränkung im Rahmen der konservativen Behandlung bei Hüftarthrose entgegengewirkt und dadurch auch Schmerzlinderung erreicht werden. Der Physiotherapeut kann im Rahmen der konservativen Therapie bei Hüftarthrose hierzu ein individuelles Übungsprogramm erstellen. Dabei ist die Bewegung des erkrankten Hüftgelenkes ganz wichtig. Eine Ruhigstellung des Gelenkes wäre kontraproduktiv. Dabei sind Aktivitäten mit reduzierter Gewichtsbelastung wie Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking als gelenkerhaltende Behandlung bei Hüftarthrose besonders zu empfehlen. Durch eine Gewichtsabnahme als Instrument der konservativen Therapie bei Hüftarthrose kann die Belastung des erkrankten Gelenkes gemindert und dadurch häufig ein positiver Effekt auf den Hüftschmerz erzielt werden.
3. Medikamente im Rahmen der konservativen Behandlung bei Hüftarthrose
Eine Heilung von Hüftgelenksarthrose ist durch Medikamente bis heute nicht möglich. Im Vordergrund steht im Rahmen der konservativen Therapie bei Hüftarthrose die Linderung der Schmerzen. Ein Ziel ist es bei der konservativen Therapie bei Arthrose, den Reizzustand der Gelenkschleimhaut und damit den Schmerz zu bekämpfen. Hier können entzündungshemmende Medikamente als gelenkerhaltende Behandlung bei Hüftarthrose wie Antirheumatika und Kortison zum Einsatz kommen. Darüber hinaus können auch Spritzen ins Gelenk, z.B. mit Hyaluronsäure als konservative Behandlung bei Hüftgelenksarthrose sehr gut wirken.
Unsere Hüftexperten operieren nur, sofern die Möglichkeiten konservativer Therapien bei einer vorliegenden Hüftarthrose ausgeschöpft sind und die Lebensqualität des Patienten durch eine Operation gesteigert werden kann.
Optimale Voraussetzungen für eine konservative Therapie bei Hüftarthrose finden Sie auch in der angeschlossenen Praxis für Schmerztherapie, sowie bei unseren Partnern Ortema und rehamed.
Stufenplan zur operativen Behandlung der Hüftarthrose (Coxarthrose)
Der konservative Therapieansatz kann solange verfolgt werden, bis die Einschränkungen durch die Hüftarthrose im Alltag nachhaltig sind. Die zunehmende Einsteifung der Hüfte und die stärker werdenden Schmerzen führen im Verlauf zur Abnahme der Mobilität und der Lebensqualität.Der Schritt zur Operation ist immer eine individuelle Entscheidung, die unter anderem von der Lebensqualität bestimmt wird. Diese Entscheidung erfolgt nach fehlgeschlagener konservativer Therapie bei Hüftarthrose gemeinsam mit dem behandelnden Arzt.
Liegt bereits eine Hüftarthrose vor, so konnte bisher, wenn die konservativen Behandlungsmaßnahmen (Physiotherapie, Bädertherapie, Massagen, Schmerzmedikamente, etc.) ausgereizt sind, nur ein künstlicher Hüftgelenksersatz (Hüft-TEP) durchgeführt werden. Dabei wurde dem Ausmaß der Coxarthrose und dem Alter des Patienten keine Rechnung getragen. An unserer Klinik für Orthopädie haben wir einen Stufenplan entwickelt, der die Hüftarthrose stadiengerecht behandelt. Primäres Ziel ist die Schmerzreduktion für den Patienten und die Verbesserung der Funktionsfähigkeit. Bei einer beginnender Coxarthrose (Behandlungsstufe 1) kann durch eine Hüftarthroskopie die Knorpelregeneration im Hüftgelenk angeregt werden. Bei einer fortgeschrittenen Coxarthrose (Behandlungsstufe 2, 3 & 4) sollte der Einsatz einer Hüft-TEP (Hüftprothese) in Betracht gezogen werden.