Thema “Achillessehne“: Dr. Hank im Interview mit FuPa.net
„Nach einer guten Aufwärmphase standen im Fußballtraining Sprintübungen an. Nach vier beidbeinigen Sprüngen über Minihürden erfolgte direkt ein Sprint über ca. 10 Meter. Beim 5. oder 6. Durchgang wollte ich mich gerade mit dem rechten Bein zum Sprint abdrücken als es deutlich knallte und ich nach vorne stürzte“, schildert der Mittelfeldspieler des KIT SC André Dittrich die Augenblicke seiner schweren Verletzung. „Ich konnte sofort nicht mehr auftreten auf dem rechten Bein. Viele meiner Mannschaftskollegen sind Sportstudenten, die sich natürlich auch bei Verletzungsfragen gut auskennen. Deshalb war allen schnell klar: Die Achillessehne war gerissen.“
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne im menschlichen Körper, damit diese reißt „muss ein langer degenerativer Prozess meistens über viele Monate vorangegangen sein“, erklärt Dr. Christian Hank, leitender Arzt an der ARCUS Sportklinik in Pforzheim. „Spontanes Abreißen der Sehne ist sehr selten und ist dann mit extrem hohen Kräften verbunden. Damit die Achillessehne beginnt zu degenerieren muss sie dauerhaft stark belastet werden. Normaler Sport reicht da eigentlich nicht aus. Meist spielen hier weiter Faktoren wie zu weicher Boden, falsches Schuhwerk, schlechte Ernährung, zu hohes Körpergewicht, zu harte Trainingseinheiten mit zu wenig Regenerationszeit für die Sehne eine entscheidende Rolle.“
Vorboten eines degenerativen Risses gibt es nicht, was die Verletzung umso tückischer werden lässt. „Sehnen, die einfach degenerieren ohne dabei einen schmerzhaften Entzündungsprozess auszulösen, geben bis zum Riss keine Signale. Die Sehnen, bei denen auch ein Entzündungsprozess entstanden ist, werden lange vor einem möglichen Riss so schmerzhaft, dass der Athlet lange vorher das Training abbricht und zum Arzt geht“, erklärt Hank.
Operation oder konservative Behandlung beim Achillessehnenriss?
Wie bei vielen Sportverletzungen stehen dem Athleten in der Frage der Behandlung die Möglichkeiten offen. So auch beim Riss der Achillessehne, die nicht zwingend operativ behandelt werden muss. Dittrich entschied sich für eine Operation, der konservative Heilungsprozess war für ihn keine Alternative. „Konservativ würde mindestens 6 Wochen in einem speziellen Stiefel bedeuten, in dem der Fuß anfangs im Spitzfuß gelagert wird. Nach 6 Wochen wird dann stufenweise der Fuß wieder in die Normalposition zurückgebracht, meist weitere 4 bis 6 Wochen. Danach kommt eine längere Phase des Aufbautrainings. Auch nach einer Operation, bei der die Sehne wieder zusammengenäht wird, wird der Stiefel mit Spitzfußstellung verwendet. Nur kann hier schneller wieder in die Normalposition geführt werden und auch das Aufbautraining kann etwas schneller vorangetrieben werden. Die Wissenschaft ist hier nicht wirklich eindeutig aber dennoch ist es Konsens vor allem bei Sportlern zu operieren mit dem Ziel schneller zu genesen. Auch erwartet man nach einer Operation weniger Funktionsverlust der Sehne und der Wadenmuskulatur“, so Hank.
Ob der angehende Doktorand noch einmal die Fußballschuhe schnüren wird, lässt er zum heutigen Zeitpunkt noch offen. „Da ich aus zeitlichen Gründen schon seit längerem kein Spiel mehr gemacht habe, aber eigentlich gerade wieder regelmäßiger einsteigen wollte, bin ich momentan nicht sicher. Wahrscheinlich werde ich eher als Teilzeitkraft mittrainieren und den Trainer gegebenenfalls unterstützen. Ich plane aber schon allgemein weiterhin viel Sport zu machen, auch andere Stop-and-Go-Sportarten wie Badminton oder Tennis. Damit dabei alles gut geht, werde ich mir aber sicherheitshalber mehr Zeit nehmen für die Heilung nehmen als eigentlich nötig, und in der Zwischenzeit auch viel für Stabilisation und Kräftigung machen“, sagt Dittrich. Hierzu rät auch Hank dem 31-Jährigen: „Wichtig ist, der Sehne genug Zeit zu geben, denn sonst können wieder schmerzhafte Entzündungen eben wegen Überreizung entstehen und der Athlet ist in seiner Rehabilitation wieder deutlich zurückversetzt.“ Insgesamt warten auf einen Sportler, bis er wieder wettkampffähig ist mindestens 4 Monate. „Das ist aber von Mensch zu Mensch und von Sehnenriss zu Sehnenriss sehr unterschiedlich. Das Alter und der Allgemeinzustand des Patienten spielen hier eine sehr große Rolle“, sagt Hank.
Quelle: www.FuPa.net, 21.04.2016