„Teilruptur des Außenbandes“ – Dr. Fritz im Interview mit FuPa.net
„Letzte Woche durfte die Orthese weg!“
Sebastian Kantz vom FV Ettlingenweier erlitt Teilruptur des Außenbandes. Dr. med. Thomas Fritz über die Verletzung im Interview.
Wir schreiben den 12. November 2016. Ein trüber Herbstnachmittag auf dem Sportgelände des FV Ettlingenweier. 120 Zuschauer begutachten die Landesliga-Partie des gastgebenden FVE gegen den FC Spöck. Mitten in der ersten Hälfte passiert es: Sebastian Kantz spitzelt seinem Gegenspieler den Ball weg. Der Spöcker fiel daraufhin unglückglich auf seinen Knöchel.
„Ich habe sofort einen Schmerz gespürt, aber noch bis Mitte der zweiten Häflte weitergespielt, ehe mich mein Trainer ‚Patte‘ rausgenommen hat“, berichtet der 26-Jährige im Nachgang. Nach dem Spiel war klar: Sebastian Kantz erlitt eine Teilruptur des Außenbandes.
FuPa hat Dr. med. Thomas Fritz, Facharzt für Orthopädie an der ARCUS Sportklinik Pforzheim, zu dieser Verletzung befragt.
FuPa: Eine Teilruptur des Außenbandes im Knie ist eine häufige Verletzung im Fußball. Wieso ist gerade das Knie derart anfällig für Verletzungen?
Dr. med. Thomas Fritz: „Das Knie ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Gerade im Fußball ist es durch die langen Hebelarme bei einem großen Bewegungsradius in Streckung und Beugung sowie Drehung nach innen und nach außen hohen Kräften ausgesetzt. Dazu kommt, dass der Körperschwerpunkt sehr weit darüber liegt, sodass Verlagerungen der Körperachse eine ausgeprägte Kraftbelastung auf das Knie bedeuten können. Zusätzlich kann es im Rahmen einer Zweikampfsituation zu besonderen seitlichen Scherkräften auf das Kniegelenk kommen. Aber auch das unsaubere Landen nach einem Kopfball mit oder ohne Gegnerkontakt kann zu einem seitlichen Wegknicken im Kniegelenk führen, die eine Bandverletzung zur Folge haben kann. Die häufigste Bandverletzung am Knie ist eine Teilruptur des Innenbandes. Aber auch Teilrupturen des Außenbandes sind nicht selten. Ein kompletter Abriss des Außenbandes im Kniegelenk ist zum Glück sehr selten und wenn dann häufig mit zusätzlichen Verletzungen wie hinterer Kreuzbandruptur oder vordere Kreuzbandruptur bzw. Meniskusrissen vergesellschaftet.“
FuPa: Wir sehen die Behandlungsmethoden eine Außenbandverletzung aus? Kann eine Operation vermieden werden?
Dr. med. Thomas Fritz: „Die Teilruptur des Außenbandes kann in der Regel konservativ behandelt werden. Eine Operation ist hier nur selten notwendig. Empfohlen ist das Ruhigstellen in einer Orthese für 4-6 Wochen, um Drehbewegungen des Unterschenkels gegen den Oberschenkel sowie seitliche Scherbewegungen in Richtung O-Bein-Achse zu vermeiden. Manchmal ist auch eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen für ca. 2 Wochen sinnvoll. In den ersten Tagen gilt auch hier die PECH-Regel, dies bedeutet Sport-Pause, Eisanwendungen bzw. lokale Kühlung, Kompression (Salbenverbände) und Hochlagern. Anschließend setzt dann die physiotherapeutische Behandlung mit Bewegungstherapie und abschwellenden Maßnahmen ein. Je nach Ausmaß der Verletzung kann dann nach 4 bis 6 Wochen mit einer stufenweisen sportlichen Wiedereingliederung begonnen werden. Dies sollte anfänglich noch unter dem Schutz einer Orthese bzw. stabilisierenden Kniebandage erfolgen. Komplette Außenbandrupturen müssen in der Regel operativ behandelt werden. Hier ist die Rehabilitationsphase dann deutlich länger. Die stufenweise Wiedererlangung der sportlichen Fähigkeiten dauert hier nicht nur einige Wochen sondern Monate.“
FuPa: Mit welcher Rehabilitationszeit muss der Sportler rechnen, eher er wieder am Wettkampf teilnehmen kann?
Dr. med. Thomas Fritz: „Dies ist sehr unterschiedlich und hängt vom Ausmaß des Bandschadens ab. Im günstigsten Fall kann bei guter Heilungstendenz einer kleineren Teilruptur mit leichten Übungen nach ca. 4 Wochen begonnen werden, sodass Wettkampffähigkeit nach ca. 6-8 Wochen besteht. Bei sehr ausgedehnten Teilrupturen muss unter Umständen aber erst mal 8 Wochen komplett pausiert werden und erst dann das Wiederaufbauprogramm beginnen, sodass die Ausfallzeit hierbei auch 3-4 Monate betragen kann.“
Nach 7 Wochen ist auch Sebastian Kantz wieder voller Hoffnung, dass er bald wieder auf dem Fußballplatz steht: „Bis jetzt war der Heilungsverlauf ganz in Ordnung und ich denke, dass ich zur Vorbereitung vielleicht schon sogar bei dem ein oder anderen Hallenturnier wieder einsatzbereit bin! Letzte Woche durfte die Orthese weg! Ab jetzt geht die Physiotherapie los!“
Quelle: www.fupa.net, 22.12.2016