Neuer Trend: Barfußlaufen oder „Natural Running“

Natural RunningAktuell liest man viel in der Presse, Fachmagazinen und Blogs darüber. Dr. Christian Hank erklärt was es damit auf sich hat und wie man vorgehen sollte um bei diesem Trend verletzungsfrei einzusteigen.

Der noch relativ neue Trend des Barfuß Laufens („Natural Running“) ist aus orthopädischer Sicht durchaus nachvollziehbar. Nach wie vor sind unsere Füße von Natur aus so ausgelegt, dass wir unser Leben lang darauf gehen und laufen können, ohne Schuhe. Die Evolution hat uns also nicht nur Füße gegeben, die uns in allen Lebenslagen tragen, sondern dabei auch zum gesamten Bewegungsapparat biomechanisch perfekt abgestimmt sind. Im Umkehrschluss kann der Fuß seine volle Funktion nur dann entwickeln wenn man ihn lässt, also wenn man keine Schuhe trägt. Füße sind extrem sensibel innerviert. Damit können sie jede kleine Besonderheit des Bodens auf dem wir stehen erkennen und „melden“, sodass sofort entsprechende Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden können und wir uns sicher und stabil fortbewegen können. All das wird durch Schuhe weitgehend lahmgelegt. Die Sensibilität verliert ihre „Schärfe“, die Muskeln im Fuß beginnen zu verkümmern. Der Feinschliff der Stabilisierung durch den Fuß verliert an Qualität. Der restliche Bewegungsapparat kann beim Laufen nicht mehr so gut geschützt werden. Es kann dann sogar zu Fehlstellungen im Fuß (Senkfuß, Spreizfuß, Hallux valgus, Krallenzehen etc.) kommen. Eine Studie der Universität der Bundeswehr in München wies nach, dass Laufen mit sogenannten Barfußlaufschuhen die Fußmuskulatur um 30% mehr kräftigt als das Laufen in normalen Schuhen. Das Laufen ohne Schuhe, bei der wir zuerst den Vorfuß aufsetzen ist daher auch der natürlichere Laufstil für uns.

Es verwundert also nicht, dass eine amerikanische Studie der Harvard University festgestellt hat, dass Jogger, die mit der Ferse zuerst auftreten (eben vorwiegend Läufer mit Schuh), doppelt so oft verletzt sind. Die Stoßkraft, die dabei auf alle anderen Gelenke wirkt, ist bei ihnen höher als bei Vorfußläufern. Bei Barfußlaufen wird die Kraft eher durch den Vor- und Mittelfuß federnd abgefangen, was natürlich den restlichen Körper schont. Es kommt nicht so schnell zur Ermüdung der Bänder, Muskeln und Gelenke, was wiederum das Risiko zu Verletzungen und Überlastungsschäden reduziert. Auch in der Münchner Studiengruppe kam es bei den Barfußläufern nach einem 12-wöchigen Trainingsprogramm zu keinerlei Überlastungsverletzungen.

Barfußlaufen ist für jeden, der laufen kann, geeignet. Die meisten von uns haben allerdings eine viel zu dünne Hornhaut. Steinige Wege oder Waldböden würden uns schnell den Spaß dabei verderben. Daher gibt es nun sogenannte Barfußlaufschuhe.

Aus orthopädischer Sicht ist es wichtig, dass auch hier der Übergang dosiert ist. Unser Körper passt sich an fast alles an, braucht aber Zeit dazu. Es ist also empfehlenswert, nach und nach von einem Laufstil zum anderen zu wechseln.

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